Wenn Eulenschrei durch Nächte schallt,
der Boden bebt und zitternd hallt,
dann traben laut durch Sand und Stein
die Pferde, weiß wie Elfenbein.
Die Augen glänzen strahlend hell.
Der Mondschein blitzt in ihrem Fell.
Ihr Atem dampft aus feuchten Nüstern,
gibt Töne von sich, wie ein Flüstern.
Ein Pferd ist größer als die andern,
die stolz in seinem Schatten wandern,
es läuft als Leittier ganz weit vorn
und trägt am Kopf ein spitzes Horn.
Aus seinen Blicken - engelhaft
strömt großer Weisheit edle Kraft.
Sein Körper zart, doch muskulös,
verteilt die Schritte sehr graziös.
Erschaffen einst von guten Händen,
als Zeichen Bosheit abzuwenden.
Um endlich in Gewissenstempeln
die tiefe Liebe einzustempeln.
Es hat die Macht der reinen Wahrheit,
kämpft gegen die verstellte Klarheit,
bahnt Wege durch Gedankengassen,
wo gute Worte rasch verblassen.
Endeckt es dort den wilden Zorn,
ersticht es ihn mit seinem Horn.
Es stampft in jedes Herz aus Stein
mit seinen Hufen Gnade ein.
Dann lässt es Lügen und Intrigen
inmitten seiner Wege liegen.
Die andern Pferde, die ihm folgen,
zertreten sie zu Nebelwolken.
Still steht die Zeit und alle Uhren,
der Wind verweht die Pferdespuren.
Das Einhorn mit dem Pferdeheer
zieht sich zurück ins Gräsermeer.
Dort schlafen sie jetzt zeitenlos
erstarrt zu Felsen, grau und groß
und träumen ihren inn'ren Frieden,
der allen Wesen sei beschieden.
Wenn Boden bebt von schweren Hufen
und Eulen durch die Nächte rufen,
trabt oft das Einhorn hier auf Erden,
gefolgt von tausend Geisterpferden